Geht nicht? Hier ist der Beweis – ein Schlauchboot in 1/87!

Bei meinem erstes Boot habe ich mich gleich an Projekt gewagt, welches wenig Aussicht auf Erfolg versprach: Ein fahrfähiges Schlauchboot im Maßstab 1/87!
Die Firma Siku hatte vor einiger Zeit ein recht schickes Feuerwehr-Schlauchboot zusammen mit einem Trailer im Programm. Mit diesem bin dann hinter diversen Fahrzeugen über die Module gefahren.
Bei einer Fachsimpelei auf der Messe wurde es als unmöglich erachtet solch ein Schlauchboot jemals fernzusteuern.
Wie jeder Modellbauer weiß reizt soetwas ungemein es doch zu versuchen!
Das Originalmodell von Siku zum schwimmen zu bringen war ein hoffnungsloser Fall. Es ging schon ohne Fernsteuerkomponeten fast unter! Leichtern war nicht wirklich möglich also hieß die Alternative: Alles neu bauen. Die Wahl fiel auf einen aus Carbon-Fasern und Epoxyd-Harz laminierten Rumpf. Carbon deshalb, weil es dieses Material als Gelege mit 3g/m² gibt. Glasfasergelege haben in ihrer dünnsten Form ein vielfaches dieses Flächengewichts. Von Geweben brauchen wir gar nicht zu reden…

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Zum Aufbau des Rumpfes
Ich habe das Siku-Schiffchen als Urmodell zum Abformen mit Zahnarzt-Silikon, welches ich von einer befreundeten Zahnarzthelferin bekommen habe, vorbereitet, sprich: Anbauteile wie Außenborder-Attrappen, Steuerstand etc. abgenommen und die Schraublöcher im Rumpf verspachteln. Nun flugs eine Packung Preiser Männchen ihrem zuhause beraubt und die so gewonnene Kunststoffwanne mit besagtem Silikon gefüllt. Danach habe ich dann das präparierte Urmodell hineingedrückt, welches schon nach wenigen Minuten wieder entnommen werden konnte. Das Ergebnis war dann doch ein wenig ernüchternd: Der Abdruck war zwar sehr fein, hatte aber noch viele Blasen und vor allem keine definierte Kante, was bei zusammenfügen der beiden laminierten Hälften zu Problemen geführt hätte. Also nochmal. Diesmal habe ich Urmodell horizontal getrennt und ein Stück Polystyrolplatte aufgeklebt. Nun die beiden Hälften jeweils in die Abformmasse versengt und ein wenig stärker gedrückt.
Diesmal sah das Ergebnis gut aus und es konnte mit dem Laminieren begonnen werden.
Als ersten habe ich (leider ;-))Toffifee essen müssen (was tut man nicht alles für sein Hobby) um aus den einzelnen Mulden der Verpackung Mischwannen für das Epoxydharz herstellen zu können in denen ich das Epoxydharz mit Hilfe einer Feinwaage angemischt habe. Dann habe ich mit einem kleinen Borstenpinsel nach und nach abgerissene Stückchen des Carbongeleges mit besagtem Epoxydharz in die Silikonform einlaminiert. Das Silikon benötigt übrigens kein weiteres Trennmittel!
Mangels einer Vakuumglocke war auch das nicht Blasenfrei möglich. Von mehreren Versuchen war dann aber ein brauchbares Paar dabei. Die Abformung ist übrigens so genau, daß das Decal „Feuerwehr Nürnberg“ welches ich auf dem Urmodell gelassen hatten auf dem laminierten Rumpf noch zu lesen war!
Die Überstehenden Reste der Rumpfhälfen wurden mit einer Schere grob entfernt,die Hälften aneinander angepaßt und mit dem Cuttermesser eine Wartungsöffnung in die obere Hälfte geschnitten. Nun mit der Minibohrmaschine zwei Löcher für die 3.2mm Glockenankermotoren gebohrt und diese dann eingeklebt.
Dann kam der Moment der Wahrheit: Das Zusammenfügen der beiden Rumpfhälften.
An sich passten die Teile schon recht gut aufeinander. Allerdings war Aufgrund der minimalen Wandstärke das ganze Konstrukt recht labil. Außerdem konnte ich aus selbigem Grund keinen großen Druck ausüben. Also wollte ich die Teile erstmal punktuell mit Sekundenkleber fixieren. Das ging da so gut, daß ich kurze Zeit später den gesamten Rumpf damit verklebt hatte. Da bekanntermaßen Sekundenkleber nicht wasserfest ist sollte später mit Epoxy nachgeklebt werden. Für einen ersten Schwimmtest sollte es aber reichen. Dieser überstieg meine kühnsten Erwartungen! Das Böötchen lag so gut im Wasser, daß ich mir um den Einbau der Fernsteuerkomponenten erstmal keine Sorgen mehr machen mußte.
Die Technik
Wie oben schon erwähnt sind zwei Glockenankermotoren mit 3,2mm Durchmesser als Antrieb vorgesehen. Dieses sind die kleinsten und leichtesten Motoren die zu kaufen waren. Der Einbau von 4mm Motoren, die weitaus leichter zu besorgen sind, wäre aber sicherlich genauso möglich. Die Lenkung sollte über eine Panzersteuerung, also der einzelnen Ansteuerung der Motoren, erfolgen. Ein Ruder schied Aufgrund der Größe und des Gewichts eines Servos von vornherein aus.
Für den nötigen Vortrieb sorgen zwei gegenläufige, selbstgeätzte Propeller mit 4mm Durchmesser.
Als zentrale Elektronik kam ein Deltang Empfänger zum Einsatz, der alle notwendigen Komponenten auf einer einzigen, winzigen Platine vereint. Da wären: 2.4GHz Empfänger mit Spektrum-Protokoll, 2 Fahrregler für die Motoren, eingebauter Mischer für die Panzersteuerung (damit man wie gewohnt Gas und Lenkung auf den Knüppeln der fernsteuerung hat) sowie ein kompletter Satz an Lichtfunktionen, die eigentlich für Autos vorgesehen sind.
Nun fehlt nur noch die Antriebenergie, die in Form eines 90mAh LiPo-Akkus ihren Platz im Rumpf des Bootes gefunden hat. Für die ersten Tests mit Steckverbindungen zum Empfänger.
Nach einem kurzen Funktionstest auf dem Trockenem hieß es dann: Luft anhalten und das Boot vorsichtig zu Wasser lassen. Die Probefahrt fand im Waschbecken des Bastelkellers statt und übertraf alle meine Erwartungen!
Nun konnte ich mich mit der Optik beschäftigen. Also flugs den Airbrush herausgeholt und dem Boot eine passende Farbe verpaßt. Da das ursprüngliche Modell einen Lichtträgerbesaß sollte dieser natürlich an meinem Boot auch nicht fehlen. Aus diesem Grunde hatte ich zusammen mit den Propellern einen solchen schon mitgeätzt. Und da der Empfänger ja noch ungenutzte Lichtfunktionen hat habe ich eine davon für Positionsleuchten aus LEDs, Baugröße 0402, genutzt.
Was für eine realistisches Aussehen des Modells noch fehlte war die Besatzung. Und weil ich das Boot auch auf einem Trailer von Autos ziehen lassen wollte, und es komisch aussieht, wenn die Besatzung dabei an Bord ist, mußte die Kameraden abnehmbar sein. Zu diesem Zeitpunkt besaß das Modell weder einen Einschalter noch eine Ladebuchse.
Also habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Im Boot habe ich eine Dreipolige Ladebuchse eingebaut. Ein mit Steckkontakten im Hintern versehenes Preiser-Männchen dient als Kurzschlußstecker zum Einschalten des Modells. Dadurch wird, wenn sich der Kamerad zum Transport des Bootes von Bord begibt, dieses auch gleich mit ausgeschaltet. Zur Vervollständigung der Mannschaft habe ich noch zwei weitere Preiserlein angeheuert die über einzelne Stifte ins Boot gesetzt werden.
Den Original-Trailer habe ich durch einen der Firma … ersetzt, der weitaus realistischer aussieht und auf welchem das Boot auch besser zu liegen kommt.
Die Jungfernfahrt fand auf der Messe „Faszination Modellbau“ im November 2013 in Bremen statt und war ein voller Erfolg.